Historie

Bahnbetriebswerk Gerolstein

Zur Bauzeit 1912/1913 war das Bahnbetriebswerk eines von vielen in Deutschland. 1995 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und seit 2004 mit großem Aufwand instand gesetzt. Heute ist es mit ca. 38.000 m² eines der größten technischen Denkmäler in Rheinland-Pfalz. Ein lebendiger Zeuge einstiger Eisenbahnkultur: Denkmal, Lokwerkstatt und modernes Kulturzentrum zugleich.

Die Anfänge

Am 15. November 1870 wurde Gerolstein erstmals offizieller Halt einer Eisenbahn. Eingerichtet wurde neben dem Bahnhof, der Bahnmeisterei, dem Bahnbetriebsamt und dem Maschinenamt auch ein erstes Bahnbetriebswerk (Bw). Nötig war es, da in der Frühzeit der Eisenbahn nur begrenzte Möglichkeit zur Mitnahme von Holz, Kohle und Wasser auf den Lokomotiven vorhanden waren. 1912 / 13 wurde aufgrund der unzureichenden Platzverhältnisse am Bahnhof ein neuer Lokschuppen nahe der Gemarkungsgrenze Pelm errichtet. Mittelpunkt der Anlage bildete ein 15ständiger Ringlokschuppen, der von einer 20m-Drehscheibe aus befahren werden konnte. Angebaut war ein Verwaltungstrakt, vorgelagert waren die Bekohlungsanlage mit zwei Kohlekränen sowie einige Nebengebäude. Zu einer Drehscheibe für den Bauverkehr wurde das Bw Gerolstein im Zuge des Westwallbaus in den 1930er Jahren.

Durch Luftangriffe, vor allem im Winter 1944 /45, kam es zu schweren Schäden in der Stadt Gerolstein und im Bahnhofsbereich. Das Bw, aufgrund seiner geschützten Lage im Kylltal nur leicht beschädigt, wurde erst durch die eigenen Truppen bei deren Rückzug zerstört.

Die Nachkriegszeit

Ab Mai 1945 mit einfachsten Mitteln wieder aufgebaut, erhielt das Bw 1947 eine neue 20m-Drehscheibe. Vom früher 15-ständigen Ringlokschuppen wurden acht Stände wieder überdacht. Den nachweislich größten Bestand an Dampflokomotiven besaß das Bw 1952 mit insgesamt 23 Loks.

1966, mit der Auflösung des Bw Jünkerath und der Übertragung der dortigen Dieselloks an das Bw Gerolstein, wurde dieses wieder zur selbständigen Dienststelle.

Der Rückbau

Anfang der 1970er Jahre wurden Pläne bekannt, die Triebfahrzeugunterhaltung von Gerolstein nach Trier abzugeben. Am 31. Mai 1977 endete die eigenständige Lokunterhaltung in Gerolstein. Das Bw wurde noch bis in die 1990er Jahre für Unterhaltungsarbeiten genutzt. Die Anlagen im Bw zur Versorgung der Lokomotiven wurden schrittweise zurückgebaut. Anfang der 1960er Jahre waren neben zwei Kohleaufzügen ein Kohlekran vorhanden, daneben 4 Wasserkräne. 1977 wurden der letzte Kohleaufzug und der Kohlebunker abgerissen, ebenso ein Magazingebäude.

Erhalten blieben vom Dampfbetrieb die Schlackengrube, die Ende der achtziger Jahre durch vermehrte Dampfzug-Museumsfahrten wieder in Dienst gestellt wurde, ebenso erhalten blieb der Anschluss für einen Wasserkran.

1985 wurde die Werkstatteinrichtung des Bw demontiert, ebenso der Bockkran hinter dem Lokschuppen. Anfang 1994 schließlich wurde das Tankgleis mit der Dieseltanksstelle gesperrt, das Bw hatte somit bis auf die reine Unterstellmöglichkeit von Loks alle Funktionen eines Bw verloren.

Das Gelände rund um den Lokschuppen wurde am 13.9.1995 als bauliche Gesamtanlage unter dem Titel „Ehemaliges Bahnbetriebswerk Gerolstein“ unter Denkmalschutz gestellt.

In der Begründung der Unteren Denkmalschutzbehörde der Kreisverwaltung Daun heißt es: „Die Unterschutzstellung erfolgt zum Zweck der Erhaltung der Bau-, Technik- und Gleisanlagen des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Gerolstein…“ und weiter „die Denkmalzone ist ein Zeugnis des technischen Wirkens und geistigen Schaffens… da es hinsichtlich der baulichen und technischen Konzeption und Ausstattung dem Typ eines mittleren Bahnbetriebswerkes aus der Zeit nach 1920 entspricht. Durch die noch vorhandenen … baulichen … und technischen Anlagen … dokumentiert das Bahnbetriebswerk noch heute die technischen Betriebsabläufe. An der Erhaltung und Pflege des Kulturdenkmals besteht aus wissenschaftlichen Gründen …. ein öffentliches Interesse“.

Die Unterschutzstellung des Geländes ist gleichermaßen Ansporn und Verpflichtung. Sie bietet die Chance, das gesamte Areal in einem originalgetreuen Zustand wieder herzustellen und für die Nachwelt zu erhalten. Gleichzeitig bedeutet sie natürlich auch Einschränkungen und zum Teil einen erhöhten Kostenaufwand bei den Sanierungsmaßnahmen.

Um das touristische Potential des Bw für die Region Gerolsteiner Land zu erhalten und schließlich auch zu nutzen, wurde am 1.4.2004 die Bahnbetriebswerk Gerolstein GmbH gegründet, die seit dem 26.5.2004 als gemeinnützig anerkannt ist. Gegenstand des Unternehmens sind laut Satzung „Erwerb, Restaurierung, Betrieb und Unterhaltung der denkmalgeschützten Anlage „Bahnbetriebswerk Gerolstein“ sowie Einrichtung eines öffentlichen Eisenbahnmuseums“.

Am 17.6.2004 erwarb die Bahnbetriebswerk Gerolstein gGmbH 1 Flurstück von 18.983 qm Größe, eingetragen als Betriebsfläche Kasselburger Weg, zum Preis von 65.000 €. Die Stadt Gerolstein erwarb am gleichen Tag im Bereich Kasselburger Weg insgesamt 3 Flurstücke, eingetragen als Erholungs-, Wald-, Verkehrs- und Betriebsfläche mit einer Gesamtgröße von 19.431 qm, ebenfalls zum Preis von 65.000 €. Die Restaurierung der Anlage begann 2004 und wird bis heute fortgesetzt.

Als erstes konnte die Sanierung des Verwaltungsgebäudes abgeschlossen werden. So wurde es möglich, Büro- und Werkstatträume auf dem Gelände des Bw zu schaffen. Bis heute sind auf dem Gelände des Bw 12 neue Vollzeit- und Teilzeitarbeitsplätze entstanden. Darüber hinaus wurden in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter der Kreisverwaltung Vulkaneifel 13 Plätze zur „Beschäftigung und Qualifizierung von Arbeitslosengeld II – Beziehern“ geschaffen. Im Rahmen der angebotenen Qualifizierung konnten unter anderem der Stapler- oder Kettensägenschein erworben werden. Seit Beginn der Maßnahme im Bw ist es bis heute gelungen, 18 Personen in feste Beschäftigungsverhältnisse zu bringen.

In einem nächsten Schritt konnte durch Fördermittel des Landes Rheinland-Pfalz die Sanierung des Lokschuppens und des Magazins in Angriff genommen werden.

Am Lokschuppen wurden seit 2004 bereits verschiedene bauliche Maßnahmen durchgeführt, die in erster Linie der Sicherung des Bestandes und er Funktionalität dienten. In einem zweiten Schritt wurden ab 2009 die – für eine Nutzung des Schuppens als Veranstaltungsort notwendige – Heizanlage eingebaut, darüber hinaus sanitäre Einrichtungen und Notausgänge.

Das Magazin wurde ursprünglich als Kraftwerkhalle errichtet. Später wurde es als Werkstatt und Lagerraum genutzt. Dank sorgfältiger Sanierung mit viel Fingerspitzengefühl ist eine Location entstanden, in der sich das Flair einer Arbeitsstätte längst vergangener Tage noch erleben lässt – ohne dabei auf modernen Komfort verzichten zu müssen.

Förderung

Die umfangreichen Arbeiten im Bahnbetriebswerk Gerolstein wären ohne die Unterstützung zahlreicher Förderer nicht möglich gewesen. Hierfür geht unser Dank an

  • das Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz
  • das Landesamt für Denkmalpflege
  • den Landkreis Vulkaneifel
  • die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel
  • die Dorferneuerung des Landkreises Vulkaneifel
  • die Verbandsgemeinde Gerolstein
  • die Stadt Gerolstein
  • die Gemeinde Pelm
  • die beteiligten Planer und Baufirmen
  • die zahlreichen Helfer des Eifelbahn e.V.